Preface
IntroductionEinleitung
On this website you learn to know the writing systems of the world.
About 200 scripts are already defined or allocated in Unicode. In order to see the characters, a font must be installed that displays the respective glyphs – there is no font that covers the entire Unicode range. The Noto Fonts project provides numerous open fonts for displaying a wide range of scripts. The Kurinto Font Folio is a carefully assembled collection of cross-writing, coordinated fonts of nearly every common script.
For the exercises of this program, I have partly resorted to Kurinto’s fonts, the missing fonts I have created by myself.
The scripts are grouped by family or area for easy selection. With this, the relationship between the individual scripts is roughly outlined. In fact, almost all scripts in use today can ultimately be traced back to, or were influenced by, the Phoenician abjad. Exceptions are the Chinese family of scripts and some Indian and African scripts.
The history of writing was essentially shaped by individual people who, with inventiveness and new ideas, repeatedly developed new concepts, but also adopted and refined proven concepts.
The introduction of a new writing system is always associated with major social changes, and is therefore also accepted only if it offers clearly recognizable advantages over the previous system. Perhaps this explains why the development of scripts was less even than the development of languages – for centuries without major changes, then again limited in time and location with profound innovations.
Auf dieser Seite können Sie die Schriften dieser Welt kennenlernen.
Etwa 200 Schriften sind bereits im Unicode definiert bzw. reserviert. Damit Sie die Zeichen sehen können, muss ein Schriftfont installiert sein, der die jeweiligen Zeichen darstellt ‒ es gibt keinen Font, der den gesamten Unicodebereich abdeckt. Das Projekt Noto Fonts bietet inzwischen zahlreiche offene Fonts für die Darstellung einer Vielzahl an Schriften. Das Kurinto Font Folio ist eine sorgfältig zusammengestellte Sammlung von schriftenübergreifenden, aufeinander abgestimmten Fonts nahezu aller gängigen Schriften.
Für die Übungen dieses Programms habe ich teilweise auf die Schriftfonts von Kurinto zurückgegriffen, die fehlenden Fonts habe ich selbst erstellt.
Die Schriften sind grob nach Familien oder Gebieten gruppiert, damit sie einfach ausgewählt werden können. Die Verwandtschaften zwischen den einzelnen Schriften sind dabei grob skizziert. Tatsächlich lassen sich fast alle heute gebräuchlichen Schriften letztendlich auf das phönizische Abjad zurückführen, bzw. wurden davon beeinflusst. Ausnahmen sind die chinesische Schriftenfamilie und einige indische und afrikanische Schriften.
Die Geschichte der Schrift wurde wesentlich von einzelnen Personen geprägt, die mit Erfindungsreichtum und neuen Ideen immer wieder neue Konzepte entwickelten, dabei aber auch bewährte Konzepte übernahmen bzw. übernehmen mussten und verfeinerten.
Die Einführung eines neuen Schriftsystems ist immer mit großen gesellschaftlichen Veränderungen verbunden und wird daher auch nur akzeptiert, wenn es deutlich erkennbare Vorteile gegenüber dem bisherigen System bietet. Das erklärt vielleicht, warum die Entwicklung der Schriften weniger gleichmäßig verlief als beispielsweise die der Sprachen ‒ Jahrhunderte lang ohne große Änderungen, dann wieder zeitlich und lokal beschränkt mit tiefgreifenden Neuerungen.
Tengwar, Sarati, Elvish, Elven-Latin, Klingon, Braille, Elian, Ogham, Tifinagh, Fidäl, Vai, Mandombé, Mwangwego, Egyptian Hieroglyphs, Canadian Syllabics, Inuktitut, Cree, Cherokee, Blackfoot, Osage, Maya, Rongorongo, Greek, Roman, Cyrillic, Russian, Linear scripts, Danube script, Georgian, Armenian, Hebrew, Arabic, Cuneiform, Devanāgarī, Gujarātī, Gurmukhī, Bengalī, Oḍiā, Kannada, Telugu, Malayāḷaṁ, Tamiḻ, Thaana, Siṁhala, Brahmi, Indus script, Harappan, Tibetan, Myanmar script, Thai, Lao script, Khmer, Mongolian, Oirat, Kalmyk, Manchu, Chinese script, Yí, Japanese script, Hiragana, Katakana, Korean script, Javanese script, Avoiuli, Naasioi Otomaung, Maori Script, Mother of Writing
Map of major writing systems in use todayKarte der wichtigsten heute in Gebrauch befindlichen Schriften
Ο Σωκράτης, σε διάλογο με τον Φαίδρο
Not all cultures place the same high value on writing as we do today.
In his dialogue with Phaedrus, Socrates criticizes the invention of writing and emphasizes the importance of the spoken word:
Nicht in allen Kulturen hat die Schrift den hohen Stellenwert, den wir ihr heute beimessen.
Im Dialog mit Phaidros kritisiert Sokrates die Erfindung der Schrift und hebt die Bedeutung des gesprochenen Wortes hervor:
Platon’s Works III
Chapter 8
Socrates, in dialogue with Phaedrus
Platons Werke III
Kapitel 8
Sokrates, im Dialog mit Phaidros
Sokrates:
So I have heard that at Naucrates in Egypt there was one of the ancient gods, to whom also the bird called Ibis was sacred, but he himself, the god, was called Theuth. He is said to have invented number and calculation, furthermore, the art of geometry and astronomy, and also the game at draugts and dice, and likewise the letters.
At that time Thamus was king of all Egypt, ruled in the large city of the upper country, which the Hellenes call the Egyptian Thebe, however the god himself was called Ammon.
Sokrates:
Ich habe also gehört, zu Neukratis in Ägypten sei einer von den dortigen alten Göttern gewesen, dem auch der Vogel, welcher Ibis heißt, geheiliget war, er selbst aber, der Gott, habe Theuth geheißen. Dieser habe zuerst Zahl und Rechnung erfunden, dann die Meßkunst und die Sternkunde, ferner das Brett- und Würfelspiel, und so auch die Buchstaben.
Als König von ganz Ägypten habe damals Thamus geherrscht in der großen Stadt des oberen Landes, welche die Hellenen das ägyptische Thebe nennen, den Gott selbst aber Ammon.
To him Theuth is said to have gone, to show him his arts, and to ask that they be communicated to the other Egyptians. The former asked of what use each of them arts would be, and depending on what Theuth said about it, he either blamed or praised. Thamus is said to have replied many things to Theuth for and against about each art, which would be too extensive to be mentioned here. But when they came to the letters, Theuth said:
This art, O king, will make the Egyptians wiser and richer in memory, for it has been invented as a means for the understanding and the memory.
Zu dem sei Theuth gegangen, habe ihm seine Künste gewiesen, und begehrt, sie möchten den andern Ägyptern mitgeteilt werden. Jener fragte, was doch eine jede für Nutzen gewähre, und je nachdem ihm, was Theuth darüber vorbrachte, richtig oder unrichtig dünkte, tadelte er oder lobte. Vieles nun soll Thamus dem Theuth über jede Kunst dafür und dawider gesagt haben, welches weitläufig wäre alles anzuführen. Als er aber an die Buchstaben gekommen, habe Theuth gesagt:
Diese Kunst, o König, wird die Ägypter weiser machen und gedächtnisreicher, denn als ein Mittel für den Verstand und das Gedächtnis ist sie erfunden.
But the other replied:
O ingenious Theuth, one knows how to bring to life what belongs to the arts; another to judge how much harm or advantage they might bring to those who make use of them. Thus thou, too, as the father of the letters, hast said out of love for them, the opposite of what they will actually bring. For this invention will rather instil forgetfulness in the souls of the learners out of neglect of the memory, because, relying on these letters, they will remember rather from the outside by means of signs foreign to the matter, but not within them and directly.
Jener aber habe erwidert:
O kunstreichster Theuth, Einer weiß, was zu den Künsten gehört, ans Licht zu gebären; ein Anderer zu beurteilen, wieviel Schaden und Vorteil sie denen bringen, die sie gebrauchen werden. So hast auch du jetzt als Vater der Buchstaben aus Liebe das Gegenteil dessen gesagt, was sie bewirken. Denn diese Erfindung wird der Lernenden Seelen vielmehr Vergessenheit einflößen aus Vernachlässigung des Gedächtnisses, weil sie im Vertrauen auf die Schrift sich nur von außen vermittelst fremder Zeichen, nicht aber innerlich sich selbst und unmittelbar erinnern werden.
Not, therefore, for the memory, but only for recollection, thou hast invented a means; and of wisdom thou teach thy apprentices only the appearance, not the thing itself.
For having heard many things without instruction, they will also believe themselves to be knowing, though they are yet ignorant for the most part and difficult to be treated, after they have become conceited instead of wise.
Nicht also für das Gedächtnis, sondern nur für die Erinnerung hast du ein Mittel erfunden, und von der Weisheit bringst du deinen Lehrlingen nur den Schein bei, nicht die Sache selbst.
Denn indem sie nun vieles gehört haben ohne Unterricht, werden sie sich auch vielwissend zu sein dünken, da sie doch unwissend größtenteils sind, und schwer zu behandeln, nachdem sie dünkelweise geworden statt weise.
[...]
For writing, Phaedrus, has this bad thing, and in this it is actually quite similar to painting; for this also puts down its excerpts as living, but if one asks them something, then they are quite reverently still. The same is true of the writings. You might think that they speak as if they understood something, but if you ask them eagerly about what they say, they always contain only one and the same thing.
Denn dieses Schlimme hat doch die Schrift, Phaidros, und ist darin ganz eigentlich der Malerei ähnlich; denn auch diese stellt ihre Ausgeburten hin als lebend, wenn man sie aber etwas fragt, so schweigen sie gar ehrwürdig still. Eben so auch die Schriften. Du könntest glauben, sie sprächen, als verständen sie etwas, fragst du sie aber lernbegierig über das Gesagte, so enthalten sie doch nur ein und dasselbe stets.
But once it is written, every speech roams among those who understand it, and among those to whom it does not belong, and it does not understand to whom it shall speak, and to whom it shall not.
And if she is offended or undeservedly insulted, she always needs her father’s help; for she alone is not able to help or protect herself.
Ist sie aber einmal geschrieben, so schweift auch überall jede Rede gleichermaßen unter denen umher, die sie verstehen, und unter denen, für die sie nicht gehört, und versteht nicht, zu wem sie reden soll, und zu wem nicht. Und wird sie beleidiget oder unverdienterweise beschimpft, so bedarf sie immer ihres Vaters Hülfe; denn selbst ist sie weder sich zu schützen noch zu helfen im Stande.
Types of writing systemsSchriftsysteme
Scripts, especially the ancient writing systems, can be assigned to different types roughly according to their appearance.
The ancient Egyptian characters are called Hieroglyphs (Greek for holy engraved characters
), and in a broader sense all scripts composed of pictorial symbols are called hieroglyphs, i.e. also Cretan, Luwian, and Urartian, as well as the ancient Mesoamerican writing systems.
Cuneiform is the name given to the scripts used in ancient Mesopotamia, Sumerian, Elamite, Akkadian, Assyrian, and Hittite, as well as the later cuneiform scripts Ugaritic and Persian which took over the writing technique. The typical shape has its origin in the fact that the characters were pressed into clay tablets and onto vessels with reeds.
The scripts found on Crete and Cyprus are called Linear scripts because, unlike the hieroglyphic and cuneiform writings, the characters consist of single strokes or lines; the same name is occasionally used in a generalized way for all later scripts.
A more precise classification of writing systems is one according to the (phonetic or semantic) representation of characters.
Man kann Schriften, insbesondere die antiken Schriftsysteme, zunächst grob nach ihrem Schriftbild verschiedenen Typen zuordnen.
Als Hieroglyphen (griechisch heilige gravierte Zeichen
) werden die alten ägyptischen Schriftzeichen bezeichnet, im weiteren Sinn alle Schriften, die aus bildhaften Symbolen zusammengesetzt sind, also auch Kretisch, Luwisch und Urartäisch, sowie die antiken mesoamerikanischen Schriftsysteme.
Keilschriften (Cuneiform
in Englisch) nennen sich die in Mesopotamien benutzten Schriften Sumerisch, Elamisch, Akkadisch, Assyrisch und Hethitisch, sowie die späteren Keilschriften Ugaritisch und Persisch. Ihre typische Form rührt daher, dass die Schriftzeichen mit Schilfrohren in Tontafeln und auf Gefäße gedrückt wurden.
Die auf Kreta und Zypern gefundenen Schriften werden Linearschriften genannt, da die Zeichen im Gegensatz zu denen der Hieroglyphen- und Keilschriften aus einzelnen Strichen bestehen; die gleiche Bezeichnung wird gelegentlich verallgemeinert für alle späteren Schriften verwendet.
Eine präzisere Klassifikation der Schriftsysteme ist die nach der (lautlichen bzw. semantischen) Repräsentation der Schriftzeichen.
Pictographies and IdeographiesPiktographien und Ideographien
Pictography or ideography (Greek for image or symbolic writing
) is the designation given to a script that uses images and symbols to represent certain concepts. As a rule, such systems are not capable of representing the complete repertoire of a spoken language, thus representing a preliminary stage to a fully developed writing system. Typical essentially ideographic writings are the Mi’kmaq symbols of North America, some elder Mesoamerican hieroglyph writings and the Western Chinese Nàxī Dōngbā, as well as presumably all precursors of the ancient scripts.
Als Piktographie oder Ideographie (griechisch Bild- oder Symbolschrift
) wird eine Schrift bezeichnet, die Bilder und Symbole verwendet, um bestimmte Begriffe darzustellen. In der Regel sind solche Systeme nicht in der Lage, das komplette Repertoire einer gesprochenen Sprache abzubilden, stellen also eine Vorstufe zur vollentwickelten Schrift dar. Typische im Wesentlichen ideographische Schriften sind die Mi’kmaq-Symbole Nordamerikas, einige der älteren mesoamerikanischen Hieroglyphen und das westchinesische Nàxī Dongba, sowie mutmaßlich alle Vorstufen der ältesten Schriften.
LogographiesLogographien
Logographies (Greek for conceptual scripts
) are scripts composed of meaningful symbols which have such a high degree of abstraction that they are able to adequately represent spoken language. This is done by assembling basic units that carry meaning. Mainly logographic scripts are Chinese and its descendants, Khitan, Jurchen and Tanggut, as well as the classical Yí. Many of the ancient scripts such as Egyptian hieroglyphs, Mayan script and Sumerian cuneiform contain a large number of logographic elements.
Als Logographien (griechisch Begriffsschriften
) werden Bedeutungsschriften bezeichnet, die einen so hohen Abstraktionsgrad haben, dass sie in der Lage sind, die gesprochene Sprache adäquat darzustellen. Das geschieht durch Zusammensetzen bedeutungstragender Grundeinheiten. Grundsätzlich logographische Schriften sind das Chinesische und die davon abgeleiteten Schriften Khitan, Jurchen und Tanggut, sowie das klassische Yí. Viele der älteren Schriften wie die ägyptischen Hieroglyphen, die Maya-Schrift und die sumerische Keilschrift enthalten logographische Elemente.
AbjadesAbjaden
The term abjad (after the first letters of the Arabic script in the original order) refers to the alphabetic number system of the Arabs, in which the sequence of the Phoenician letters was used. In a broader sense, the term is also used for consonant scripts in general. While the first scripts of mankind had a multitude of symbols for single and multiple consonants, single sounds and complete syllables – in addition to other determinatives and symbols – the Phoenician script was the first consonant alphabet that was limited to only 22 symbols for consonant sounds and thus could represent the Semitic languages in a simple way. Phoenician, Aramaic and the descendants Hebrew and Arabic are abjades.
Abjad (nach den ursprünglich ersten Buchstaben der arabischen Schrift) bezeichnet das alphabetische Zahlensystem der Araber, bei der die Reihenfolge der phönizischen Buchstaben benutzt wurde. Im weiteren Sinne verwendet man den Begriff auch ganz allgemein für Konsonantenschriften. Während die ersten Schriften der Menschheit eine Vielzahl an Zeichen für Einzel- und Mehrfachkonsonanten, einzelne Laute und komplette Silben ‒ neben weiteren Determinativen und Symbolen ‒ aufwiesen, entstand mit der phönizischen Schrift erstmalig ein Konsonantenalphabet, das sich auf nur 22 Symbole für konsonantische Laute beschränkte und so auf einfache Weise die semitischen Sprachen darstellen konnte. Phönizisch, Aramäisch und die daraus entwickelten Schriften Hebräisch und Arabisch sind Abjaden.
AlphabetsAlphabete
In Phoenician, consonant letters were already occasionally used to represent vowel sounds; in relation to Hebrew, one speaks of matres lectionis (Latin for mothers of reading
). In Greek and Uyghur, separate characters for vowels have been invented or reinterpreted following this principle, giving rise to the complete alphabets (after the first letters of the Greek script). An alphabet in this narrower sense thus comprises the glyphs for the complete sound inventory of a language, in particular letters for consonants and vowels. Alphabets are the European and Mongolian scripts.
Bereits im Phönizischen wurden vereinzelt Konsonantzeichen zur Darstellung von Vokallauten benutzt, in Bezug auf das Hebräische spricht man von Matres lectionis (lateinisch Mütter des Lesens
). Im Griechischen und Uigurischen sind nach diesem Vorbild eigene Schriftzeichen für Vokale erfunden bzw. umgedeutet worden, wodurch die vollständigen Alphabete (nach den ersten Buchstaben der griechischen Schrift) entstanden. Ein Alphabet in diesem engeren Sinne umfasst damit die Zeichen für das komplette Lautinventar eine Sprache, insbesondere Zeichen für Konsonanten und Vokale. Alphabete sind die europäischen sowie die mongolischen Schriften.
Abugidas
The developers of the Indian Brāhmī script had the idea of representing the vowels of their script by modifying the syllable carrying consonants. The consonants usually have an inherent vowel (mostly /a/) as the final sound, this is changed by special modifiers. Scripts formed in this way are called abugidas (an artificial word made from selected letters of the Ethiopian script). Almost all Indian and Southeast Asian scripts are abugidas, as well as the Ethiopian Fidäl, and the Canadian Syllabics (in which the modification consists of a rotation).
Die Entwickler der indischen Brāhmī-Schrift hatten die Idee, die Vokale ihrer Schrift durch Modifikationen der silbentragenden Konsonantzeichen darzustellen. Die Konsonanten haben in der Regel einen inhärenten Vokal (meist /a/) als Auslaut, dieser wird durch spezielle Modifikatoren geändert. Schriften, die auf diese Weise gebildet werden, nennt man Abugidas (ein Kunstwort aus ausgewählten Buchstaben der äthiopischen Schrift). Fast alle indischen und südostasiatischen Schriften sind Abugidas, außerdem die äthiopische Fidäl und die Canadian Syllabics (bei denen die Modifizierung in einer Drehung besteht).
Syllabaries and moraic scriptsSilben- und Morenschriften
If complete syllables or their basic components are written as individual characters in a script, it is called a syllabic or moraic script, with the syllabary as the character set (mora
denotes a rhythmic unit and stands for an open syllable with a short vowel or for a part of a more complex syllable). The Mediterranean scripts of the Cypriot-Minoan period are syllabic scripts, as are the Cherokee syllabary, the modern Yí and the West African Vai, essentially also the Mayan script. The Japanese Hiragana and Katakana are moraic scripts.
Werden in einer Schrift komplette Sprechsilben oder deren Grundbestandteile als einzelne Zeichen geschrieben, bezeichnet man sie als Silben- bzw. Morenschrift, mit dem Syllabar als Zeichenbestand (Mora
bezeichnet eine rhythmische Spracheinheit und steht für eine offene Silbe mit kurzem Vokal oder für einen Teil einer komplexeren Silbe). Die mediterranen Schriften der kyprisch-minoischen Zeit sind Silbenschriften, ebenso das Cherokee-Syllabar, das moderne Yí und das westafrikanische Vai, im Wesentlichen auch die Maya-Schrift. Die japanischen Hiragana und Katakana sind Morenschriften.
Special writing systemsBesondere Schriftsysteme
Nearly all scripts contain features of different systems and cannot be assigned completely to one specific writing system; in particular, all scripts use logographic and ideographic symbols (punctuation marks, number systems). Even Chinese, as a typical logographic script, uses some phonetic elements as components of the characters, which have no relation to the meaning, but indicate the (original) pronunciation. Most scripts, however, can usually be assigned to one of the basic types presented. There are some scripts that cannot be clearly classified.
In Maldivian Thaana, which was developed from Arabic and Indian numerals, a vowel sign is basically attached to each consonant. This possibility of vocalization originally derives from the vowel points used in Hebrew and Arabic in children’s books, in the Torah and in the Koran, but was additionally influenced by the East Indian writing systems. Unlike in the Indian abugidas, the consonants in Thaana do not carry an inherent vowel, there are no ligatures and no separate letters for vowels (which are common in most abugidas). Thus, Thaana is a kind of hybrid between abjad and abugida.
Korean is basically an alphabet in which the letters representing the sounds in a syllable are arranged in a block shaped on the model of Chinese characters, thus combining characteristics of an alphabetic and a syllabic script. In addition to this, the shape of the letters contain information of place and type of articulation. For this type of script the name featural writing system
was suggested.
Tengwar, the elven script of the Third Age from J.R.R. Tolkien’s fantasy worlds, is a featural script that can be used in different modes as both an abugida and an alphabet.
The Meroitic hieroglyphs of Nubia form an alphabet in which the most frequent vowel as an inherent sound is not written. In the abugida Tai Le, the vowel modifiers are placed after the consonant signs as if they were letters in their own right; likewise, the tones (speech melody) can also be represented as characters. This places Tai Le and Meroitic between abugida and alphabet.
Nahezu alle Schriften enthalten Merkmale verschiedener Systeme und lassen sich nicht vollständig den angegebenen Schriftsystemen zuordnen, insbesondere verwenden alle Schriften logographische und ideographische Symbole (Satzzeichen, Zahlensysteme). Auch das Chinesische als typisch logographische Schrift verwendet einige phonetische Elemente als Bestandteile der Schriftzeichen, die keine Beziehung zur Bedeutung haben, sondern die (ursprüngliche) Aussprache kennzeichnen. Die meisten Schriften lassen sich aber in der Regel einem der vorgestellten Grundtypen zuordnen. Es gibt jedoch einige Schriften, die sich nicht eindeutig einordnen lassen.
Im maledivischen Thaana, das aus arabischen und indischen Ziffern entwickelt wurde, wird grundsätzlich jedem Konsonanten ein Vokalzeichen zugeordnet. Diese Möglichkeit der Vokalisierung entstammt ursprünglich der Punktierung, die im Hebräischen und Arabischen in Lehrbüchern, in der Tora und im Koran verwendet wird, wurde aber zusätzlich beeinflusst von den indischen Schriftsystemen. Anders als in den indischen Abugidas tragen die Konsonanten im Thaana selber keinen inhärenten Vokal, es gibt keine Ligaturen und keine eigenen Zeichen für Vokale (die in den meisten Abugidas üblich sind). Damit ist Thaana eine Art Mischform zwischen Abjad und Abugida.
Koreanisch ist im Prinzip ein Alphabet, bei dem die Laute darstellenden Buchstaben einer Silbe nach dem Vorbild der chinesischen Schriftzeichen in einem Block angeordnet werden und kombiniert damit Eigenschaften einer Alphabet- und einer Silbenschrift. Zudem enthält die Form der Buchstaben Informationen über Artikulationsort und -art. Für diese Art von Schrift wurde der Name Merkmalsschriftsystem
vorgeschlagen.
Tengwar, die Elbenschrift des Dritten Zeitalters aus J.R.R. Tolkiens Fantasiewelten, ist eine Merkmalsschrift, die in verschiedenen Modi sowohl als Abugida als auch als Alphabet benutzt werden kann.
Die meroitischen Hieroglyphen Nubiens bilden ein Alphabet, in dem der häufigste Vokal als inhärenter Laut nicht geschrieben wird. Bei der Abugida Tai Le werden die Vokalmodifikatoren wie eigene Buchstaben den Konsonantzeichen nachgestellt, ebenso können auch die Töne als Buchstaben dargestellt werden. Damit sind Tai Le und Meroitisch zwischen Abugida und Alphabet anzusiedeln.
The direction of writingDie Schreibrichtung
One of the script parameters that rarely change in the process of development is the direction of the script. There are hardly any arguments favouring a certain writing direction and therefore few reasons to change it, unless one uses several scripts in parallel and has to adapt them to each other.
The very first characters were arranged around pictures or written on objects in a suitable direction. A predefined writing direction only developed over time, and with the first scripts different directions were possible. The direction of writing can usually be recognized by the orientation of the individual letters (these are mirrored depending on the direction); the animal characters of Egyptian hieroglyphs always look towards the beginning of the line or, in the case of vertical writing, towards the inside. The faces of Mesoamerican scripts face the end of the line or inwards.
Einer der Schriftparameter, die sich im Laufe der Entwicklung selten ändern, ist die Richtung der Schrift. Es gibt kaum Argumente, die eine bestimmte Schreibrichtung bevorzugen, und daher auch wenig Gründe, diese zu ändern, es sei denn, man benutzt mehrere Schriften parallel und muss diese aneinander anpassen.
Die ersten Schriftzeichen wurden um Bilder herum angeordnet oder auf Gegenstände in geeigneter Richtung geschrieben. Eine vorgegebene Schreibrichtung bildete sich erst mit der Zeit aus, bei den ersten Schriften waren verschiedene Richtungen möglich. Die Schreibrichtung erkennt man in der Regel an der Orientierung der einzelnen Zeichen (diese werden je nach Richtung gespiegelt); die Tierzeichen der ägyptischen Hieroglyphen schauen immer zum Beginn der Zeile bzw. bei senkrechter Schreibweise nach innen. Die Gesichter der mesoamerikanischen Schriften schauen zum Ende der Zeile bzw. nach innen.
Vertical scriptsSenkrechte Schriften
The East Asian scripts Chinese, Japanese and Korean were originally written vertically downwards with columns following to the left.
Almost all Central American scripts were written vertically falling. Maya script is written in vertical double columns, with two characters right-handed next to each other, the following ones below. These double columns are continued to the right.
Mongolian scripts have been written (since the Uyghurs turned their script, which descended from the Sogdian branch of Aramaic) vertically downwards with columns following to the right.
Celtic Ogham characters were usually carved vertically upwards on a menhir, then continued downwards on the other side of the stone. A script that is basically written from the bottom up is the Philippine Hanunó’o; to read it, it is turned horizontally.
Possible reasons for a vertically falling script: intuitively, the flow of time correlates with a falling movement, towards gravity. Arguments for upward writing can be found directly in the process of speaking: the direction of writing corresponds to the path of air from the lungs upwards.
Die ostasiatischen Schriften Chinesisch, Japanisch und Koreanisch wurden ursprünglich senkrecht nach unten mit nach links folgenden Spalten geschrieben.
So gut wie alle zentralamerikanischen Schriften wurden senkrecht fallend geschrieben. Maya-Schrift wird in senkrechten Doppelspalten geschrieben, wobei immer zwei Zeichen rechtsläufig nebeneinander, die nachfolgenden darunter stehen. Diese Doppelspalten werden nach rechts weitergeführt.
Die Mongolischen Schriften werden (seit die Uiguren ihre vom sogdischen Zweig des Aramäischen abstammende Schrift gedreht haben) senkrecht nach unten mit nach rechts folgenden Spalten geschrieben.
Die keltirischen Ogham-Zeichen wurden in der Regel senkrecht nach oben auf einen Menhir gemeißelt, um dann auf der anderen Seite des Steins nach unten fortgeführt zu werden. Eine Schrift, die grundsätzlich von unten nach oben geschrieben wird, ist das philippinische Hanunó’o; zum Lesen wird sie waagerecht gedreht.
Mögliche Begründung für eine senkrecht fallende Schrift: intuitiv korreliert der Verlauf der Zeit mit einer fallenden Bewegung, hin zur Schwerkraft. Argumente für eine nach oben gerichtete Schrift findet man direkt beim Vorgang des Sprechens: die Schreibrichtung entspricht dem Weg der Luft aus der Lunge nach oben.
Horizontal scriptsWaagerechte Schriften
The Phoenician abjad was written horizontally right-to-left, with lines following downwards. This writing direction may have arisen by chance, perhaps the writing techniques of the time also played a role. Since it is very likely that the script was developed by a single person or at least by a very small team, I see a simple explanation in the possibility that the inventor or inventress of the Phoenician script was left-handed.
The Aramaeans and the Greeks first adopted this writing direction. Greek and the alphabets derived from it, Old Italian and Latin, were increasingly written boustrophedon (furrowed
, with alternating lines) in the early period, and from the sixth century exclusively right-handed. The letters were mirrored when the direction changed (the bellies and horizontal elements point in the direction of writing). The Semitic scripts derived from Aramaic, like Hebrew, Arabic and the Maldivian Thaana, have retained the left-hand direction of writing, while the Brāhmī script was designed right-handed from the beginning and has inherited this direction of writing to all Indian scripts.
The traditionally vertically written scripts Chinese, Japanese and Korean are today also usually written horizontally right-handed.
A horizontal script with lines following upwards is the Rongorongo: the script is right-handed, the text begins at the bottom left of a script tablet. At the end of each line, the tablet is rotated 180° and the next line is read (in the manner of a boustrophedon). Therefore, the characters of every second line are upside down.
Right-handed scripts have the advantage that, as a right-handed person, you do not smudge the wet ink when writing (given you use ink for writing) and do not cover up what you have written with your hand. With left-handed scripts, it is easier to read the books (as a right-hander) if you turn the pages with your right hand since the order of the pages is the other way round. The advantage of a boustrophedon is that you can find the next line faster; the modern Moon script for blind people was also originally designed this way.
Das phönizische Abjad wurde waagerecht und linksläufig geschrieben, mit nach unten folgenden Zeilen. Diese Schreibrichtung entstand möglicherweise zufällig, vielleicht haben aber auch die damaligen Schreibtechniken eine Rolle gespielt. Da es sehr wahrscheinlich ist, dass die Schrift von einer einzelnen Person oder zumindest von einem sehr kleinen Team entwickelt wurde, sehe ich hier eine einfache Erklärung: der Erfinder bzw. die Erfinderin der phönizischen Schrift war Linkshänder.
Die Aramäer und die Griechen übernahmen zunächst die Schreibrichtung. Griechisch und die davon abgeleiteten Alphabete Altitalisch und Lateinisch wurden in der Anfangszeit immer häufiger auch bustrophedon (furchenwendig
, zeilenweise wechselnd), ab dem 6. Jahrhundert nur noch rechtsläufig geschrieben. Dabei wurden die Buchstaben gespiegelt (die Bäuche und waagerechten Elemente zeigen in Schriftrichtung). Die vom Aramäischen abgeleiteten semitischen Schriften Hebräisch, Arabisch und das maledivische Thaana haben die linksläufige Schreibrichtung beibehalten, während die Brāhmī-Schrift von Anfang an rechtsläufig konzipiert war und diese Schreibrichtung an alle indischen Schriften weitergegeben hat.
Auch die traditionell senkrecht geschriebenen Schriften Chinesisch, Japanisch und Koreanisch werden heute in der Regel waagerecht rechtsläufig geschrieben.
Eine waagerechte Schrift mit nach oben folgenden Zeilen ist das Rongorongo: die Schrift ist rechtsläufig, der Text beginnt unten links auf einer Schrifttafel. Am Ende jeder Zeile wird die Tafel um 180° gedreht und man liest (nach Art eines Bustrophedons) die nächste Zeile. Die Zeichen jeder zweiten Zeile stehen also auf dem Kopf.
Rechtsläufige Schriften haben den Vorteil, dass man als Rechtshänder die noch nasse Tinte beim Schreiben nicht verwischt (sofern man mit Tinte schreibt) und das Geschriebene nicht verdeckt. Bei linksläufigen Schriften ist das Lesen der Bücher (als Rechtshänder) einfacher, wenn man sie mit der rechten Hand umblättert. Der Vorteil eines Bustrophedons ist, dass man die nächste Zeile schneller findet; auch die modernere Moon-Blindenschrift wurde ursprünglich so konzipiert.